
Werner Herzog ist vor allem als Filmemacher bekannt, doch mit Das Dämmern der Welt, im Hanser Verlag im Jahr 2021 verlegt, zeigt er seine literarische Seite. Das Buch erzählt die Geschichte des japanischen Soldaten Hiroo Onoda, der nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs fast drei Jahrzehnte auf der philippinischen Insel Lubang im Dschungel ausharrte – überzeugt davon, dass sein Auftrag weiter gilt. Herzog begegnete Onoda persönlich und verwandelt dessen Lebensgeschichte in eine poetische Erzählung, die zwischen Realität und Fiktion oszilliert.
Inhalt und Thema
- Historischer Hintergrund: Onoda wurde 1944 zurückgelassen, mit dem Befehl, die Insel zu verteidigen. Selbst nach der Kapitulation Japans hielt er durch – bis 1974, als er von einem ehemaligen Offizier offiziell „entlassen“ wurde.
- Herzogs Darstellung: Der Autor beschreibt Onodas Leben nicht nüchtern, sondern in einer Sprache voller Metaphern, Traumsequenzen und filmischer Bilder. Der Dschungel wird zur Bühne eines absurden, endlosen Krieges.
- Zentrale Motive: Pflichtbewusstsein, Einsamkeit, der Kampf gegen Natur und innere Dämonen. Onoda erscheint nicht als fanatischer Soldat, sondern als Mensch, der sich in einer selbstgeschaffenen Realität verliert.
Literarische Qualität
Herzog nutzt eine traumähnliche Sprache, die zwischen Dokumentation und Fiktion pendelt.
- Filmische Elemente: Die Erzählung ist durchzogen von Bildern, die an Herzogs Filme erinnern – Natur als Gegner, Isolation als Prüfstein.
- Existenzialistische Dimension: Onodas Kampf wird zur Metapher für menschliche Verlorenheit und absurdes Pflichtbewusstsein
Wirkung des Buches
Das Buch ist verstörend und faszinierend zugleich. Man folgt Onodas Logik, obwohl sie absurd wirkt. Seine Welt ist hermetisch abgeschlossen, und doch spiegelt sie Fragen wieder:
- Wie weit reicht Pflicht?
- Wann verliert Realität ihre Konturen?
- Was bedeutet Localität, wenn die Welt längst weitergezogen ist?
Der Autor zwingt den Leser, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen. In dem Buch schafft er den Bogen zwischen der historischen Darstellung in das Jetzt.
Zusammenfassend
Das Dämmern der Welt ist kein klassischer Roman, sondern eine literarische Meditation über Pflicht, Einsamkeit und die Grenzen menschlicher Wahrnehmung. Werner Herzog gelingt es, eine wahre Geschichte in eine poetische Erzählung zu verwandeln, die gleichermaßen dokumentarisch und traumhaft wirkt. Für Leser, die sich für existenzielle Themen, ungewöhnliche Lebensgeschichten und Herzogs unverwechselbare Sprache interessieren, ist dieses Buch eine klare Empfehlung.
Information
- Preis: 19,00 Euro als Hardcover – ISBN: 978-3-446-27076-3
- Preis: 12,00 Euro als Taschenbuch – ISBN: 978-3-596-70751-5
- Es ist zusätzlich als eBook sowie Hörspiel erschienen
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