
Die Gruppenrichtlinienverarbeitung ist ein zentraler Bestandteil der Windows-basierten Netzwerkverwaltung – und wenn du mit Terminalservern oder spezialisierten Konfigurationsszenarien arbeitest, begegnet dir früher oder später das mysteriöse „Loopback“-Verarbeitungsmodell.
Was ist die Loopbackverarbeitung?
Die Loopbackverarbeitung ist ein spezieller Modus in der Gruppenrichtlinienverwaltung von Windows, bei dem die Benutzerrichtlinien nicht wie ĂĽblich aus dem Benutzerobjekt im Active Directory, sondern aus dem Computerkontext bezogen werden.
Das bedeutet: Wenn sich ein Benutzer an einem bestimmten Computer anmeldet, gelten fĂĽr ihn Benutzereinstellungen, die eigentlich dem Computer zugeordnet sind. Als Ziel der Verarbeitung isteine einheitliche Benutzerkonfigurationen auf bestimmten Geräten – unabhängig davon, wer sich anmeldet – definiert.
Wann wird dieses eingesetzt?
Typische Szenarien sind:
- Terminalserver / Remote Desktop Sessions
Jeder Benutzer soll auf dem Terminalserver dieselbe Umgebung vorfinden, z. B. gleiches Startmenü, deaktivierter Zugriff auf Einstellungen etc. - Öffentliche Rechner oder Schulungs-PCs
Benutzer sollen nur eingeschränkte Funktionen sehen, unabhängig von ihren AD-Rechten. - Kiosksysteme oder POS-Geräte
Das Gerät soll immer gleich konfiguriert sein, z. B. ein Single-App-Modus oder beschränkter Zugriff auf Systemfunktionen. - Strukturen bei denen die Userobjekte nicht bei den Computerobjekten abgelegt sind
Es kann Infrastrukturvorgaben geben, bei denen die Benutzer nicht in der selben Struktur der Computer-Objekte verankert sind.
Technische Umsetzung in der Gruppenrichtlinie
Um die Loopbackverarbeitung zu aktivieren:
- Ă–ffne den Gruppenrichtlinieneditor fĂĽr das gewĂĽnschte Computerkonto (GPO verknĂĽpft mit dem Computer-OU).
- Navigiere zu:
Computerkonfiguration > Administrative Vorlagen > System > Gruppenrichtlinie
- Aktiviere die Einstellung „Gruppenrichtlinien-Verarbeitung für Benutzer konfigurieren“ (Loopback).
Du hast zwei Optionen:
Modus | Beschreibung |
---|---|
ZusammenfĂĽhren (Merge) | Benutzer-Richtlinien aus dem AD plus Computer-basierte Benutzerrichtlinien werden kombiniert. Bei Konflikten gewinnt die Computerrichtlinie. |
Ersetzen (Replace) | Benutzer-Richtlinien aus dem Benutzerobjekt werden ignoriert. Es gelten nur die benutzerspezifischen Einstellungen aus dem Computerkontext. |
Was passiert bei der Verarbeitung?
In normalen Szenarien verarbeitet Windows GPOs in folgender Reihenfolge:
- Lokale Richtlinien
- Site-Richtlinien
- Domänenrichtlinien
- OU-Richtlinien (von oben nach unten)
Mit aktivierter Loopbackverarbeitung wird diese Reihenfolge für Benutzerrichtlinien überschrieben – es gelten die Benutzer-GPOs aus dem Computerkontext, unabhängig von der Benutzer-OU.
Wichtige Hinweise
- Loopbackverarbeitung beeinflusst nur die Benutzerrichtlinien, nicht die Computereinstellungen.
- Testen ist Pflicht! Gerade beim Replace-Modus kann es zu überraschenden Einschränkungen kommen.
- Reihenfolge beachten: GPOs mĂĽssen korrekt verknĂĽpft und priorisiert sein, sonst greifen die Richtlinien nicht wie gewĂĽnscht.
Zusammenfassend
Die Loopbackverarbeitung ist ein mächtiges Werkzeug für Administratoren, die auf bestimmte Rechnerumgebungen standardisierte Benutzererfahrungen durchsetzen möchten. Ob Terminalserver, Schulungsraum, Infoterminal oder struktureller Anforderung – mit gezieltem Einsatz der Loopbackrichtlinie lassen sich komplexe Anforderungen elegant umsetzen.