
Naomi Aldermans Roman Die Gabe (im Englischen:The Power) ist eine mitreiĂende und provokative Auseinandersetzung mit Machtstrukturen, Geschlechterrollen und sozialer Gerechtigkeit. Das Buch, das 2016 erschien und den renommierten Baileys Womenâs Prize for Fiction gewann, zeigt eine Welt, in der Frauen plötzlich eine physische Ăberlegenheit ĂŒber MĂ€nner erlangen â und damit die gesellschaftliche Ordnung radikal verĂ€ndert wird.
Inhalt und Grundidee
Die Ausgangslage des Romans ist simpel, aber revolutionĂ€r: Junge Frauen weltweit entdecken eine besondere FĂ€higkeit â eine biologische ElektrizitĂ€t, die ihnen erlaubt, Schmerz zuzufĂŒgen oder sogar zu töten. Diese âGabeâ wird von Frau zu Frau weitergegeben und bald stehen MĂ€nner der neuen RealitĂ€t machtlos gegenĂŒber. Der Roman begleitet mehrere Hauptfiguren auf ihrem Weg durch diese gesellschaftlichen UmbrĂŒche:
- Roxy Monke, die Tochter eines Londoner Gangsters, nutzt ihre Gabe, um ein eigenes kriminelles Imperium aufzubauen.
- Tunde Edo, ein mÀnnlicher Journalist, dokumentiert die globale Revolution und erlebt als Mann die neue Machtlosigkeit.
- Margot Cleary, eine Politikerin, die die neue Weltordnung fĂŒr ihren eigenen Aufstieg nutzt.
- Allie, ein mysteriöses MĂ€dchen, das zur Prophetin und AnfĂŒhrerin einer radikalen Bewegung wird.
Die ErzÀhlweise wechselt zwischen diesen Perspektiven und zeichnet ein komplexes Bild der gesellschaftlichen UmwÀlzungen.
Stil und Wirkung
Aldermans Schreibstil ist scharf, direkt und voller Ironie. Besonders beeindruckend ist die Art, wie sie die Mechanismen der Macht untersucht â oft durch brutale Szenen, die Spiegelbilder realer patriarchaler Strukturen sind. Die Umkehrung der Geschlechterrollen zwingt die Lesenden, ĂŒber tief verwurzelte Ungerechtigkeiten nachzudenken.
Das Buch spielt mit der Frage: Was passiert, wenn die biologischen Karten neu gemischt werden? Erleben MĂ€nner dann die gleichen Diskriminierungen und Gewaltstrukturen, die Frauen jahrhundertelang erdulden mussten? Alderman stellt diese Frage nicht nur, sondern gibt auch eine erschreckende Antwort: Macht verdirbt, egal, wer sie besitzt.
Kritik und Fazit
Die gröĂte StĂ€rke von Die Gabe liegt in ihrer klugen Gesellschaftsanalyse und ihrem unerschĂŒtterlichen Blick auf die Mechanismen von Macht und Gewalt. Der Roman ist nicht nur spannend, sondern auch eine intellektuelle Herausforderung, die lange nachhallt.
Allerdings gibt es Kritikpunkte: Einige Figuren wirken manchmal stereotypisch und die BrutalitĂ€t der weiblichen Herrschaft könnte ĂŒbertrieben wirken. Doch genau hierin liegt die Absicht der Autorin â eine verstörende Umkehrung dessen, was wir als ânormalâ betrachten.
Information
Preis: 12,00 Euro als Taschenbuch
ISBN: 978-3-453-32298-1
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